Samstag, 12. November 2016

Tagesspuren

Knisternd fällt
grünes Blattwerk
auf braungelbes Laub
Väterchen Frost
hat sein Zepter
spielend übers Land
geschwungen
„Zeit wird´s“
bald kommt Schnee
will er den Bäumen
wohl sagen
Ihr sollt sorglos
die ersten Flocken empfangen
Kein Ast soll
schwer beladen
den kommenden Winter
ertragen
Nebel hüllt
den Alltag in Stille
Gedämpft all der Lärm
Nur die Rotorblätter
eines Hubschraubers
schreddern – einen
Landeplatz suchend -
die Nebelwolken
und der Wind
schläft
in den Baumwipfeln
Sonnenstrahlen tänzeln
durch Wolkenlücken
zaubern
Silberglanz auf den eisigen Pfuhl
schmeicheln letztem Birkengold
und der Tag zieht

Spuren ins Land  


Samstag, 22. Oktober 2016

Herzträume

Träume
heimatlos geworden
flattern suchend
durch die Nacht
halten sich fest
am kalten Licht
der Laternen
Ertrinken
im Salz des Meeres
und seufzen
sehnsuchtsvoll
mit dem Nordwind
Jede Träne
mit Herzblut gefärbt
fließt in die
Vergangenheit
um der Zukunft
Wege zu ebnen
Ein letzter Stern
blinzelt
in den erwachenden Tag
Erinnerungen
schreiben sich
mitten ins Herz
und neue Träume
finden dort
eine Heimat

Sonntag, 16. Oktober 2016

Meine Stimme ist das Schreiben ~ Aphonie ~

Der spät sommerliche Tag lädt zum Rad fahren ein und da meine Ärztin mir erlaubt hat, nun wieder zu radeln, nutze ich die Gelegenheit. Briefe sollen auf Reisen gehen. Schnell sind sie in der Tasche verpackt und meine Route steht fest. Zuerst zur nahen Bankfiliale, ohne Bargeld geht nichts bei der hiesigen Post. Als ich bei der Bank ankomme, sehe ich jede Menge Menschen in das kleine Gebäude gehen.
Schon rattert mein Kopf. Wie geht die Tür auf? Drücken oder ziehen? Hab mich doch letztens erst blamiert. Unnötige Gedanken. Es ist Samstag. Bargeld brauche eben nicht nur ich , doch während ich mein Fahrrad anschließe signalisiert mir mein Körper, "Stimme geht unter"! Okay, Kontoauszugsautomaten sind nicht sehr kommunikativ. Zumindest können sie noch ohne Stimme bedient werden. Alles gut. Ich gehe auf die Tür zu, doch kurz vor mir überholt mich ein Mann von der rechten Zugangsseite. Türproblem gelöst. Er hält mir netterweise die beiden Tür auf. In seinen Rücken hinein flüstere ich, mit dem Kopf nickend, ein Danke. Unhörbar! Und!
Nicht sichtbar für ihn. Sein grantiges „Danke sagt man“ knallt mir von hinten in die Rippen. Die Hälfte der Anwesenden dreht sich dieser Szenerie zu. Ein eisiger Moment. Atemlos für den Augenblick. In mir rebelliert es. Langsam drehe ich mich lächelnd um. Krächzend sage ich nochmals Danke und ziehe nun die restlichen Blicke der Anwesenden auf mich. Beim umdrehen entgleisen dann meine Gesichtszüge. Jetzt hätte ich doch gerne einen sprechenden Bankautomaten. Oder einen der zuhört. Wut, Ärger, Enttäuschung …. in mir kochen Gefühle und Emotionen.
Meine Stimme geht weiter in den Keller. Innerlich so spürbar. Schmerzhaft, ohne zu schmerzen. Schnell habe ich meine Geschäfte erledigt und drehe mich mit gestrafften Schultern und wiedergekehrtem Lächeln, dem Ausgang zu. Der Mann steht noch immer in seiner Schlange. Lächelnd nickt er mir zu. Momente wie diese ….. Die Briefe gebe ich ab, auch hier nur krächzen. Nachfragen von der Bedienung, die den Blick nicht auf mich gerichtet hatte. Ich schlucke, versuche mich noch einmal
mitzuteilen. Der schöne Tag nimmt eine andere Färbung an. Innerlich. Doch ich möchte ihn mir nicht verderben. Aus dem Blumenladen nebenan strömen die Düfte der Blumen in meine Nase, während wir uns noch über Möglichkeiten des Briefversandes ins Ausland austauschen. Ein Teil von mir gibt sich den Aromen hin. Tanzt mit dem zarten Duft pinker Rosen um das würzige Aroma von Artischocken. Farngrün weht herüber. Von sanftmütigem Grün, bis schwerem Dunkelgrün. Erinnerungen werden geweckt. Äpfel und Quitten zieren sich keineswegs. Sie verströmen die konservierten Sonnenstrahlen
und mischen sich in mit dem Duft von unendlicher Weite. Erikafarben umschmeichelt er meine Nase. Beim Duft von kleinen Herbstastern beginnen meine Erinnerungen durch den kleinen Garten meiner Oma zu streifen. Mein Entschluss steht noch vor dem Ende der Verhandlungen um den Versand der Briefe, fest. Ich muss in den Blumenladen, wenn ich hier fertig bin ...

.... nach gefühlten Ewigkeiten betrete ich den Blumenladen. Riechen, schauen, wahrnehmen ...es dauert eine Weile bis ich mich diesem Genuss entziehe. Entschlossen greife ich nach einem schon

gebundenen Strauß. Pinke und weiße Rosen, zwischen verschiedenen Farnen . Verziert mit Schneebeere und letztem Phlox. Und als mich beim hinausgehen ein „Gute Besserung“ erreicht, hat zumindest der Tag seine Farben zurückbekommen …… Das Leben – eben!

Samstag, 15. Oktober 2016

Manchmal

Manchmal
im raschelnden Herbstlaub
suche ich
nach vergangenen Tagen
Ein Blatt schwebt
herbstbunt und frei
Fällt
Losgelöst
schweben auch meine Gedanken

Manchmal
an regennassen Tagen
lache ich in die Zeit
Vergangenes
bleibt vergangen
Neues hält Einzug
um im nächsten Augenblick schon
vergangen zu sein

Manchmal
nach getaner Arbeit
wenn Erlebtes
sich schwer
und drückend
in meine Gedanken presst
nehme ich am See Platz
Nahe am Ufer
Mein Blick
folgt nicht nur den Wellen
Wind streift meine Haut
hilft beim sortieren
und Drückendes
wird zum

Zwischenspiel  

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Das vergessene Blatt

Ein Tag
Regennass
Erlebnisschwer
Auf meinem Weg
Bäume
Die -
einer Baustelle weichen mussten
Auf dem Rückweg
Erlebnisgeprägt
Trostblatt
Hoffnungsgrün
gezupft -
von
geschundenen Zweigen
Der Tag
Erlebnisempört
Hat Deine Seele
mein Rufen gehört
Deine Stimme
Geschichten
über Stunden erzählt
Vergessen
in meiner Tasche
Das Blatt
Die Nacht
Erlebnissortiert
Neuer Tag ist erwacht
erinnert
Ans Blatt
Meine Tasche geöffnet
obwohl zerknittert das Blatt
strömt mir entgegen
Hoffnungsgrün

Der Duft von Leben  



Sonntag, 9. Oktober 2016

Wer?

Wenn sich alle finden lassen wollen,
wer geht dann noch auf die Suche?


Ist finden lassen nicht verharren? :-) 


Ich geh dann mal suchen ...

Pilze 
Kastanien 
die letzten Sommerblüten ...und den Duft des Herbstes 


~ Herbstzeitlos ~
  Pe  Werner 


Herbstzeitlos

Wenn mein Herbst kommt
färbe ich mein Grau
nicht in Silber
nicht Altweiberblau
Wenn mein Herbst kommt
trag' ich's mit Gelassenheit

Wenn mein Herbst kommt
und ein Blättermeer
schwebt zu Boden
zähle ich nicht mehr
Wenn mein Herbst kommt
lach' ich über Jahresringe

Wenn mein Herbst kommt
und es neblig wird
meine Sonne
ihre Kraft verliert
Wenn mein Herbst kommt
soll er blühen
herbstzeitlos

Wenn dein Herbst kommt
und ich bin noch da
unser Winter
schon erstaunlich nah
Wenn der Herbst kommt
wirst du nicht allein verblüh'n

Wenn dein Herbst kommt
und es neblig wird
deine Sonne
ihre Kraft verliert
Wenn dein Herbst kommt
soll er blühen
herbstzeitlos

Und wenn mein Herbst kommt
färbe ich mein Grau
nicht in Silber
nicht Altweiberblau
Wenn mein Herbst kommt
soll er blühen herbstzeitlos
Wenn der Herbst kommt
lass uns blühen
herbstzeitlos 

Sonntag, 2. Oktober 2016

Erleben

Treffen

Herbsthimmelfarben
von Dunkel bis Federweiß
Sonne trifft Regen



Farbenspiel

Sonne und Regen
Licht trifft Himmelstränenflut
Regenbogenglück






Samstag, 24. September 2016

Willkommen Herbst


Strahlend ist der erste Herbsttag erwacht, mit Sonnenschein und rosa Wolken.
Das zarte Rosa steht der unausweichlichen Vergänglichkeit.
Der Tag lächelt.
Und ich lächle auch.
Die Weide, die Spatzen, das Wasser.
Spontan habe ich einfach die Straßenbahnhaltestellen gewechselt und bin in die andere Richtung gefahren. Habe den Weg zum Wasser eingeschlagen und genieße ….. die Düfte, den Lärm, die Magie.
Die Stille, den Wind, die Sonne und den Zauber des Augenblicks.
Es hat sogar mit Tisch 26 geklappt. Zumindest konnte ich ihn noch ergattern, nachdem Gäste gegangen sind. Der „Fünfundzwanziger“ kann es mir sicher verzeihen.
Unausweichlich ist eben die Anziehungskraft jenes legendären Tisches. Der so viele Geheimnisse miterlebt hat, Tränen sah, Lachen hörte und manchmal einfach nur das Schweigen zwischen meiner Begleiterin und mir.

Unter der großen Krone der Weide ist es schattig und kühl. Eine Umarmung der besonderen Art.
Was alles hat sie wohl schon erlebt? Auch sie strahlt Magie aus.
Mein Blick geht hinüber ans andere Ufer. Noch ragt das Riesenrad über die Wipfel der Bäume. Wer weiß wie lange es dort noch Wacht hält über so manche Kindheitserinnerung vieler inzwischen längst Erwachsener. Es wird fehlen im Stadtbild.
Sehnsüchte werden bleiben.
Und die Erinnerungen. Meine Cousine, mit den Melonen im Arm. Der Kinderwagenkorb voller N.. ähm … Schaumküsse. Und wir Provinzler oben im Rad mit dem Blick auf die Stadt mit ihrer ungeheuren Anziehungskraft. JAHREEEEEEEEE her…. Inzwischen ist meine Enkeltochter so alt, wie mein Jüngster damals bei unserem Besuch im Plänterwald.

Sanfte Brisen, die den Duft des Wassers unter die Weide wehen, holen mich zurück ins Jetzt.
Es riecht frisch. Anders als im Sommer. Dem Duft fehlt die Wärme der Sommersonnentage.
Das Wasser riecht nach kühlen Nächten. Dafür ist es ganz klar und ich kann von meinem Platz aus die Stichlinge beobachten, die sich im sonnenbeschienenen ufernahen Wasser tummeln.

Die Sonne tut ihr Bestes. Malt silberne Kringel auf kleine Wellen. Der starke Geruch der großen Schubboote fehlt. Und der Duft des Zigarillos von Frau S.
Vier Jahre werden es bald, dass ich diesen Platz durch sie kennenlernte. Viele Windgespräche sind hier entstanden. Ich hab erfahren das ich Oma werde, Pläne wurden geschmiedet und so manches dem Wind und den Wellen anvertraut.

Ja, der Duft fehlt, doch die Erinnerung an ihn ist da. Statt Zigarillo riecht es nach Mittagessen aus der Hafenküche und mein Magen knurrt in die Stille. Erinnert an seine Leere.

Ich lasse ihn knurren. Der Milchkaffee muss ihm für den Moment genügen.

Hier unter der Weide ist die Gelassenheit daheim.
Stimmgewirr
Geschäftigkeit
und Baulärm, der von gegenüber herüberweht, haben keine Macht über die Stille und Gelassenheit.
Die Boote im Hafen schaukeln leicht. Unterstützen den Moment. Erinnern an das Wiegen eines Kindes.
Selbst die Spatzen betteln in Harmonie um kleine Gaben.
Ein Kormoranpärchen weckt Fernweh, doch die Weide verführt zum Bleiben.
So oft schon hier gesessen, so oft schon den Weg an der Promenade entlang gegangen und doch ist alles immer anders. Neu, Frisch ...unverbraucht und faszinierend.

Die Stille hier lässt sich fast nicht beschreiben, man muss sie fühlen, einatmen, hören und sehen.
Langsam packe ich meine Sachen zusammen. Stift und Block lagen wie immer bereit und auch die Kamera.
Doch heute hat das Auge gereicht, Bilder geben nicht wieder was sichtbar ist, so gut sie auch gelingen mögen. Ein Stück Weg liegt noch vor mir und ich weiß, ich werde ihn nicht ohne viele kleine und große Pausen hinter mich bringen. Hier und dort schauen, immer wieder die Eindrücke mit den Augen einfangen, vielleicht doch hin und wieder auch auf den Auslöser der Kamera drücken.

Und die Stille wirken lassen ...Kraft tanken … den ersten Herbsttag genießen.
Mögen ihm noch viele lächelnde Tage folgen ….




Spätsommer

Gestern legte der Wind seine Sehnsüchte ins grüne Blattwerk der Erlen Träumte sich mit der untergehenden Sonne in den duftenden Süden Pustete Sternenglitzerfunken durch die Nacht und bließ den Wolken den Marsch die sich vor den Mond schieben wollten Heute genießt er still einen Spätsommertag hört das Lachen spielender Kinder
und schaut der Sonne zu
die ihre ersten Herbstfarbenkleckse planlos im Erlengrund verteilt


Wolkenstill

Freitag, 26. August 2016

Gezähmt

Sehnsucht
vom Sommer gezähmt
versprüht
rotbäckigen Charme
Düfte streifen
durch Birkenwälder
Träume fliegen
über Wiesen
und Wolken
ertrinken im
spiegelnden Himmelsblau
Sehnsucht
vom Sommer gezähmt
flattert dem Herbst entgegen



Wolkenstill



Freitag, 5. August 2016

Regensommer ~ Sommerregen

Jeder Regentropfen 
erzählt eine Geschichte
Neue
oder Alte
Wahre
oder Erdachte
Vom Wachsen und Werden
Vom Vergehen
Uralte Märchen
Sagenumwoben
Schillernd und Bunt
Nur wir sehen ihn manchmal
bedrohlich und Grau
Jeder Regentropfen küsst die Natur
Und Dich
wenn Du willst




Sonntag, 31. Juli 2016

Fernab

Gedankenverloren wie nie den Kopf im Gras neben mir Du Ein Gedanke zieht in die Ferne vom Seelenband vereint

Samstag, 30. Juli 2016

Sehnsuchtsmelodie ~ Windgespräche ~

Ich sah Deine Tränen sie schwammen im Meer Ich hörte Sehnsuchtsrufe an Felsen geprallt von den Wellen an stille Ufer getragen
Im feinen Sand eine Muschel von der Sonne erwärmt glitzert sie in den Tag Sie träumt wie Du


Mittwoch, 27. Juli 2016

Anderswo ~ Windgespräche ~

Erinnerungen tanzen über die Wellen Der Wind fängt sie auf Rückblick Auf unbeschwerte Kind-sein-Zeit
am Meer Weite kein Ende in Sicht Ein Traum bleibt Und die Sehnsucht weiß was sie will

Sonntag, 24. Juli 2016

Geduld

Geduld
Bedachtsamkeit
wächst zwischen
Vertrauen
Schert sich nicht
um Siebenmeilenstiefel
die der Zeit voraus laufen
wollen
Sanftmut
wächst neben
der Treue
Schmerzhafte Erfahrungen
wirft sie den Geiern zum Fraß
Besonnenheit
wächst Himmelwärts
und der Wind spielt seiner
Braut eine Melodie
Entschlossenheit
wächst an der Neugier
auf Entdeckung zu
gehen
Beharrlichkeit
ziert sich nicht
Träume zu haben
auch wenn ihre Erfüllung noch
in den Sternen steht
Behutsamkeit
schenkt reinen Wein ein
und Schwarzmalerei
steht ihr nicht
Geduld
wächst neben der Sehnsucht
die sich niemals
verzehrt
Im Stundenglas
schwebt keine Angst
Sie paart sich mit Mut
um neue Episoden
in´s Buch des Leben´s
zu schreiben.

Sonntag, 17. Juli 2016

"Gefühlsdeserteur"


Das Spiel gespielt
auf Zeit
Das Gesicht zu Stein erstarrt
bleibt das Geheimnis
hinter steinerner Maske verwahrt

Das Spiel gespielt
auf Gefühle gezielt
Sehnsucht geweckt
Die eigenen
hinter Trümmern versteckt

Das Spiel gespielt
Träume erkannt
mit der Angst verbrannt
haben sie sich
ins Nichts verrannt

Das Spiel gespielt
dabei dem eigenen Mut nicht vertraut
bleibt das Geheimnis
für immer bewahrt
hinter der Maske aus Stein

Das Spiel gespielt
die Sehnsucht vermisst
nichts neues gewagt
die weiße Fahne gehisst
den Schauplatz verlassen

Ein Spiel auf Zeit
dem Ende sich neigt
Doch die steinerne Maske
sie bleibt





Sonntag, 26. Juni 2016

Erlebnisspektrum



Erlebnisspektrum

In den letzten Monaten habe ich eine alte Dame auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten dürfen.
Dabei gab es ein breites Erlebnisspektrum.

Unendlich gefühlte Freude.
Liebe, die da ist, wo sie sein will

Dankbarkeit
Traurigkeit
Erinnerungen – die in ihren „Zwischenzeiten“ auftauchten, wenn wir in ihrem Fotoalbum stöberten.
Ich durfte erleben, wie Fremde, überhaupt nicht miteinander fremdeln
Durfte sehen, wie meine Enkeltochter und „meine Omi“ sich in einer Sprache verstanden, die die Altersphase „zwischen Jung und Alt“ oftmals verloren hat.

Doch ich durfte auch Schattenseiten erleben.
Der süßliche Duft, schleichender Verwesung hat sich in mein Herz gelegt.
Ich stelle keine Fragen und suche doch nach Antworten.
Nach Lösungen.
Mich bewegen Gedanken, stellen manches auf den Kopf.

Wir, ja – ich erlaube mir wir zu sagen – wir scheinen abzustumpfen, um der Realität zu entfliehen.

Wer spricht für die Menschen, die in Heimen leben, ohne Anverwandte zu haben. Wer achtet auf das, was da oft aus Zeitmangel geschieht oder nicht geschieht.

Wir gehen auf die Straße für den Frieden, für Homosexuelle, für Tiere und die Natur.
Wir kämpfen auf den Straßen gegen Gewalt, wir stehen auf für mehr Lohn ….doch wer spricht für jene, die es allein nicht mehr können ….. nur weil sie „alt und allein“ sind.

Dies waren meine Wellen in den letzten Wochen … und sie sind es immer noch ...über den Tod hinaus


Donnerstag, 9. Juni 2016

ENTFALTET - FUNDSTÜCKE


DIE BLÄTTER ENTFALTET

fallen Wahrheiten auf zerknitterte Träume und zwischen den Knicken stocken die Zeilen Gebrochen im Laufe der Zeit An manch einer Stelle da leuchtet in tintenblau ein Buchstabensee Verschwommene Bekenntnisse in Tränen
ertrunken Vergilbt das Papier hält es fest was vor Jahren einstmals in Liebe erstrahlt Erinnerungen fallen ins Jetzt Jugendliebe plötzlich so nah Die Blätter entfaltet laden zum Rückblicken ein wollen noch einmal mit Abstand angeschaut sein Zerbröselte Reste Gänseblümchenblüten fallen heraus
und auf dem Papier nehme ich einen hellen Abdruck eines Kleeblattes wahr. Die Blätter entfaltet schlägt das Herz ganz alsnah und im Ohr erklingt „We Will Rock You“ für einen Moment versunken in Träumen die längst schon im Gestern verloren sind Zeit ist vergangen den Erinnerungen
nachgehangen und nun ist zusammengefaltet nicht nur das Papier

Montag, 6. Juni 2016

Frühlingsstill ~~ Windgeflüster ~~



Surrende Bäume
Käferschwärme
tummeln sich
im Birkengrün
Pappelschnee
zieht über Felder
Eine kleine Wolke
entflieht ungerührt
dem Grau

Frühlingsstill
fällt die Zeit
ins Windrad
hält sich fest
Entschleunigt
den hektischen
Großstadtmoment
Rotorblätter sind
bewegungslos


Milchglashimmel
trübt den Blick
Wind kommt auf
entpuppt sich
als Himmelsputzer
greift kräftig
hinein ins Blau
malt Wolken
Federweiß

Sonne flimmert
zwischen Bäumen
Düfte schwängern
warme Luft
Träge tröpfelt
Sommerwarmer Regen
Fernes Donnern
grollt sich

in die Zeit  

Donnerstag, 26. Mai 2016

Im Strudel

Im Strudel der Gefühle
zwischen lachen und weinen
sucht die Seele nach Halt

Sie tanzt mit den Erinnerungen
schwelgt in Begebenheiten
malt Herzen ins Himmelblau

Sie umarmt die Vergangenheit
bewahrt Andenken
fährt Achterbahn

Sie summt Kinderlieder
entzündet mit einem Lächeln
ein Feuerwerk

Sie sammelt Blütenköpfe
zaubert Butterblumengelbe Kränze
auf Gäneseblümchenwiesen

Im Strudel der Gefühle
zwischen lachen und weinen

findet die Seele Halt  


Samstag, 21. Mai 2016

Herzgefühl

Für Sabine 


Herzgefühl


Sich halten und lieben

Träume – erstrebt

Garantiefrei
Ohne Drehbuch
Das Herz führt Regie


Träume – erlebt

Hautnah und Seelenberührt
zum Bleiben verführt
Lebenslang

Träume – gelebt

Ohne Netz
und doppelten Boden
Liebe gibt Sicherheit

Ein paar Träume
übriggeblieben
in der Herzschatulle

werden sie aufbewahrt  

Freitag, 20. Mai 2016

Vanitas

Wohlgeformt
stolziert
die Eitelkeit
über
unsichtbare Bühnen
begleitet
von Infamie
und ertrinkt
danach

im Selbstgenuss

Donnerstag, 19. Mai 2016

Verrannt

Verrannt

Verdreht
in leeren
Wortspiralen
bleibt der
Ausweg
verborgen
Überlegungen
hasten durch
Labyrinthartige
fremde
Gedankengänge
Stehen
vor dem
Niemandsland

E.L. 


Samstag, 14. Mai 2016

Tamino ~ Ufergedanken

„Ein Versprechen kann ein Versprechen bleiben, selbst wenn wir es korrigieren.“
Nach diesen Worten hatte Emma den Brief beiseite gelegt. 

Noch war der Brief nicht vollendet. Durfte sie es bei diesen letzten Worten belassen?

Der See zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Emma gab sich dem Moment ganz und gar hin.
Die Sonne tanzte auf den Wellen und sprenkelte Glitzerfunken auf das Wasser. In den Bäumen spielte der Wind, er neckte mal sanft, dann wieder fordern und die Blütenblätter schwebten zu seiner Melodie. Harmonisch bewegten sich die weißen, an Schneeflocken erinnernden Blüten in der Luft.
Ihren Platz unter der Kastanie würde Emma heute nur für einen kleinen Imbiss verlassen, beschloss sie bei diesem schönen Schauspiel.
Am Ufer gaben die Frösche noch immer ihr Konzert. Drosseln suchten nach Futter für ihre Jungen und Meisen zwitscherten in den Birken, deren Maigrüne „Zöpfe“ mit den Zweigen der Trauerweiden im Einklang um die Gunst des Windes wehten.
Dem fiel die Entscheidung nicht schwer. Er puste mal hier, mal dort in die Kronen der Bäume. Lies die weit in die Landschaft leuchtenden Kerzen der Kastanien sanft hin und her schaukeln und trieb selbst im noch trockenen Schilf seinen Schabernack. Rauschend wie Wasserfälle, bewegten sich die Blätter unter seiner Kunst.

Zwei Schwäne zogen majestätisch über den See. Ihr Flügelschwingen war überwältigend und zeigte ihre elegante Größe. Lange blickte Emma ihnen nach.
Nichts lärmendes störte diese Idylle.

Auf dem See tauchten zwei Kanuten ihre Paddel lautlos ins Wasser. Bunt schillernd fielen die Tropfen beim herausgleiten zurück auf die Oberfläche und holten Emma zurück ins jetzt. Zeit etwas zu essen und so ging sie ins Haus und bereite sich einige Sandwichs zu, die sie zusammen mit einem kühlen Getränk, mit an den See nehmen konnte.

Mit geschickten flinken Händen deckte Emma den Tisch. Auch wenn sie allein war, wollte sie es sich schön machen. Währenddessen kehrten ihre Gedanken an Tamino zurück, aber auch ein Hauch von Sehnsucht nahm mit am Tisch platz. „Ist es an der Zeit, ihn von seinem Versprechen loszusprechen?“ So lange schon hatte er sich nicht mehr gemeldet, doch was ist schon lange? Wie viel Zeit musste vergehen? Vielleicht hatte er sie schon längst vergessen? Doch Emma fühlte sich ihm noch immer so nah.
Als wolle sie sich die Gedanken an ihn wegwischen, fuhr sie mit der Hand über ihre Stirn, schob die vorwitzige rote Haarsträhne, die ihr der Wind ins Gesicht geschoben hatte, beiseite und begann zu essen.
Jetzt und hier! Dabei sollte es erst einmal bleiben. Nicht an ihn denken.
Doch es zeigte sich immer wieder wie sehr alles miteinander verbunden war. Gedanken sich vervielfältigten, verzweigten und nicht nur auf einen Menschen zutrafen. Auf der einen Seite Tamino, dann da Bibi, lieb gewordene Freundin, die sie vor einigen Jahren im Internet treffen durfte.
Austausch von allem war mit ihr möglich. Sich zurückziehen, aber auch alles miteinander schreiben, was bewegt und bedrückt.
Dankbare Augenblicke. Keine Selbstverständlichkeiten. Freundschaft. Wie gerne hätte Emma jetzt hier mit ihr gemeinsam gesessen. Worte ausgetauscht und auch zusammen geschwiegen.
Irgendwann würde die Entfernung keine Rolle mehr spielen.

„Ein Versprechen kann ein Versprechen bleiben, selbst wenn wir es korrigieren.“
Emma hatte sich entschlossen. Dies sollte der letzte Satz dieses Briefes bleiben.
Die Gedanken ließen sich später einmal weiterdenken, gemeinsam.
Ein kleiner Bericht, über das Erlebte würde sich in den nächsten Tagen noch an die Zeilen anschließen. Ein paar Postkarten dazu und getrocknete Blüten. So war Bibi wenigstens beim lesen und anschauen ein Stück dabei.